Mittwoch, 22. Juni 2011

21. Juni : Xian


Heute ging unsere Fahrt, nach einem leckeren Frühstück im Hotel Shangri-La Golden Flower Xian, los in Richtung der internationalen Gartenbau-Ausstellung. Nach kurzem Warten wurden wir herzlich begrüsst und sogleich erhielten wir unseren VIP-Ausweis, der uns später noch sehr nützlich sollte. Gleich zu Beginn bekamen wir mit einer Fahrt durch die 418 ha (!) grosse Expo einen ersten Eindruck dieser gigantischen Anlage, die in nur 2 Jahren buchstäblich aus dem Boden gestampft wurde. Trotz den vielen Leuten ist alles sehr sauber und es geht geregelt zu und her. Vor den Attraktionen hatte es sehr lange Zelte mit sehr vielen Leuten, welche auf den Einlass zu der jeweiligen Ausstellung 2 bis 3 Stunden warten müssen.

Wir durften dann jeweils ganz frech vorbei marschieren und die Ausstellungen ohne Wartezeit geniessen. Am liebsten würden wir diese VIP-Betreuung gleich mit in die Schweiz nehmen. Im Greenhouse gab es viele tropische Pflanzen, wie zum Beispiel Orchideen, Frangipanis und Granatäpfel zu bestaunen. In einem anderen Pavillon konnten wir Nippon Ibis (ein fast ausgestorbener Vogel), Takin-Antilopen, Goldene Affen und last but not least Pandas aus nächster Nähe beobachten. Einfach unglaublich, wie verspielt und süss diese Pandas sind. Weiter ging es dann zum Pagodenförmigen Chang'an Tower, welcher auf moderne Art die Antike Chinas widerspiegelt. Von dort geniesst man einen herrlichen Ausblick über die ganze Expo.

Nach dem Mittagessen im The Tang Dynasty Theatre Restaurant (dort durften wir bereits gestern zu Abend essen) besichtigten wir die alte Stadtmauer von Xian. Von hier aus kann man sehr gut sehen wie schön neue neben alten Gebäuden aussehen können. Die Stadtmauer kann man auch mit dem Fahrrad umrunden, was uns aber aus Zeit- und Wettergründen nicht möglich war. Da Xian ja der Start- und Endpunkt der Seidenstrasse ist, war diese Stadt schon immer sehr wichtig und von grosser Bedeutung. Durch die Seidenstrasse wurden viele Waren nach China eingeführt, so auch der Buddhismus.

648 lies der dritte Tang-Kaiser Li Zhi nahe der alten Stadtmauer im Süden der Stadt den weitläufigen Tempel der Grossen Gnade und Güte zum Gedenken an seine Mutter erbauen. Auf Drängen des Kaisers übernahm der berühmte Indienpilger Xuanzang hier das eigens für ihn eingerichtete Amt zur Übersetzung buddhistischer Schriften. Xuanzang hatte mehr als 600 Sanskrittexte aus Indien mitgebracht. Um die Schriften an einer würdigen Stätte aufbewahren zu können, erbat er vom Kaiser eine Pagode, die 652 schliesslich errichtet wurde. Den Namen Grosse Wildgans-Pagode gab ihr Xuanzang in Anlehung an eine indische Legende, nach der sich Buddha in Gestalt einer Gans den hiesigen Mönchen geopfert haben soll. Wir konnten sehr viele verschiedene Buddhas in ihrer vollen Pracht bewundern.

In Xian haben gefüllte Teigtaschen eine sehr grosse Tradition und auch Berühmtheit. Deswegen ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass wir von der Shanxi Tourismus Direktion zu einem Teigtaschen-Bankett eingeladen wurden. Wir durften über 15 verschiedene solcher Teigtaschen, auch Dumplings genannt, probieren. Jede Teigtasche wurde mit sehr viel liebe zum Detail zubereitet und bespielsweise wie eine Ente oder eine Lotusblüte geformt. Nach dem hervorragenden Businessdinner mit dem stellvertretendenGeneraldirektor der Tourismusbehörde wollte Niemand zurück ins Hotel. Wir schickten den Fahrer nach Hause und machten einen Bummel durch den grossen Nachtmarkt. Viele von uns konnten erstmal ihr Verhandlungsgeschick unter Beweis stellen und erstanden Mont Blanc Kugelschreiber, Long-Champ-Taschen als auch Kaschmirschals.

Danach ging es in ein Lokal der besonderen Art. In einem modernen Gebäude befinden sich auf einem ganzen Stockwerk zahlreiche kleine bis grössere Gruppenräume, die für Karakoe-Partys perfekt ausgestattet sind. Die bequemen Sitzsofas sind an den Wänden angeordnet und in der Mitte hat es einen grossen Tisch für die in einem rollenden Einkaufswagen reichlich herbeigeschafften Getränke und Snacks oder ganzen Menüs. Das Herzstück bildet aber der in die Wand eingelassene grosse Bildschirm mit dem Regiepult, in dem man vom Sofa aus die gewünschten Songs programmieren kann. Nachdem alle was Flüssiges in der Hand haben, geht es los. Dabei fällt der irre Sound der Anlage auf. Die Hemmungen sind weg und das Mikrofon in der Hand, das Lied selber mitzusingen. Die gute Aussteuerung und der leichte Halleffekt lässt einem schon von einer Sängerkarriere träumen. Dieser Effekt wird dann im Laufe der Zeit durch das reichlich fliessende, glücklicherweise sehr leichte Bier verstärkt. Der Spass lässt das formelle Nachtessen in den Hintergrund treten und lockert alle auf. Die Ernüchterung kommt dann schnell, wenn man die Videos unseres unermüdlichen Bloggers Jeremy anschaut. Da merkt man dann schnell, dass Singen eben doch nicht so einfach ist, wenn es auch gut tönen soll. Die Müdigkeit und der Wunsch nach dem Hotelbett beendet den gelungenen Abend kurz nach Mitternacht abrupt.



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen